Aachenbummel Online – Lieve God maak alles goed!

Ein Déjà-vu, zwei Déjà-vu, beim dritten habe ich dann einmal auf den Titel der Zeitschrift geguckt. Es war nicht die neue Ausgabe, sondern ich hatte das Heft schon zu Hause. Dass ich es beim Lesen in der Buchhandlung nicht sofort gemerkt habe, spricht natürlich in erster Linie gegen mich und nur ein bisschen gegen das Satiremagazin. Es wird aber auch immer schwerer, allmonatlich den Irrsinn des Alltags satirisch zu überhöhen. Zuviel Realsatire. So richtig geißeln kann mich nur noch der Kölner Kabarettist Wilfried Schmickler. Wenn er in den „Mitternachtsspitzen“ seine Rausschmiss-Suada ins Volk brüllt, bewundere ich auch seine stimmliche Leistung. Das könnte ich nur, wenn ich meine Stimmbänder über Nacht in Kölsch oder Korn tunken würde. Diesmal war Schmicklers Botschaft: Den Deutschen ist alles scheißegal, sie interessieren sich nur noch für sich und Firlefanz.

Dann schreibe ich eben auch etwas über mich.
Am Sonntag war ich im Ruhrgebiet und habe mich erneut gewundert, wie ähnlich sich die Städte sehen. Dass wir in Oberhausen waren und nicht in Mülheim, haben wir nur daran gemerkt, dass wir die Leute, die wir in Mülheim besuchen wollten, in Oberhausen nicht gefunden haben. Und ich dachte, wir sind in Essen. Natürlich hat jede Stadt auch etwas Besonderes. Mülheim an der Ruhr hat zum Beispiel die Ruhr und die Aldi-Brüder. Man hat sie allerdings seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen. Beim späteren Bummel über Uferwege, Brücken und Stauwerke haben wir in einem stillen Seitenarm der Ruhr eine Bisamratte entdeckt. Sie weidete an Seerosen. In freier Wildbahn hatte ich noch nie eine Bisamratte gesehen. Bisamratten sind eigentlich …
… genau, nachtaktiv. Und sie gehören nicht zur Familie der Ratten, sondern sind große Mäuse.

Wir sind wieder in Aachen.
Fingerklimpern soll ja den Geist trainieren. Jonglieren tut das offenbar nicht, oder würde es einer sonst so lange üben, bis er damit auftreten kann, zum Beispiel mit drei Hackebeilen aus Sperrholz auf einem hohen Einrad? Als ich vorbeikam, hörte der Jongleur gerade auf und packte seine Hackebeile weg. Dann sagte er in die Zuschauerrunde, dass er ausnahmsweise nicht mit einem Hut herumgehen würde, denn die Stadtväter hätten ihn schon vorab bezahlt.
Anschließend fing es heftig an zu regnen. Ich flüchtete in die Pfarrkirche St. Follian und las mir am schwarzen Brett die Bittschriften durch. Eine Bittschrift lautete:

Dass alle Menschen aufwachen und sehen,
dass es keinen Gott gibt, sondern nur uns und die Natur.

Unterschrift
Jesus v. Nazareth

Dieser Jesus hat ja damals in Jerusalem den Tempel ausgekehrt und all die herumlungernden Händler und Bettler vertrieben. Und ich hatte mich schon beim Hineingehen gewundert, dass die alte Bettlerin vor den Stufen von St. Follian verschwunden war. Das nenne ich eine touristenfreundliche Stadt: Stadtväter bezahlen Jongleure und Musikanten, Jesus räumt die Bettler weg …
Die Geschäftsleute rund um Dom und St. Follian nehmen zum Glück noch Geld. Ich hab’s ausprobiert.
Man hat mich übrigens komisch angeguckt, als ich den Zettel von Jesus abgeschrieben habe. Doch ich habe getan, als müsste ich das. Einer muss die Bittschriften schließlich abholen. Man kann seine Bitten auch per Fax an die Jerusalemer Klagemauer schicken. Junge Rabbiner rollen sie und stecken sie in die Ritzen. Wie es danach weiter geht, stand nicht in der Zeitungsmeldung.

Thema Marktforschung, zu der mich Frau Nettesheim gezwungen hat:
Ich habe einmal bei KochBlog.de rumgeguckt. Zur Zeit sind Rezepte und Dildos angesagt. Gurken gehen nicht ganz so gut, obwohl sie ja auf der Grenze zwischen beiden Sachbereichen liegen.
Ich finde das Themenspektrum gut. So kümmert man sich wenigstens nicht nur um sich, sondern auch ums gute Essen.

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