Mittagsplausch mit Frau Nettesheim

Trithemius
Welch ein Glanz, Frau Nettesheim tritt auf!
Kommen Sie, Verehrteste, machen Sie es sich bequem und verschönern Sie mein Dasein durch Ihre Anwesenheit.

Nettesheim
Was soll der Quatsch? Haben Sie heute Morgen einen Clown gefrühstückt?

Trithemius
Sie wissen doch, dass ich beim Anblick einer schmucken Frau dahinschmelze, vorausgesetzt, sie ist klüger als ich.

Nettesheim
Oje, dann sehe ich schwarz für Sie. Solche Frauen gibt es in Hülle und Fülle. Am Ende verfallen Sie noch Frau Mandaryna.

Trithemius
Eher nicht, doch ich finde ziemlich raffiniert, wie sie sich vor Tagen auf die Startseite gepuscht hat. Sie hat offenbar die schlichten Bewertungs-Kriterien von Blog.de sofort durchschaut und sie ratzfatz für sich instrumentalisiert.

Bei Plumpaquatsch habe ich eben eine interessante Diskussion dazu gelesen. Und es ging natürlich wieder um die Top10. Der wichtigste Aspekt scheint mir zu sein, dass die Top10 das Aushängeschild der Plattform ist. Solange man nicht feiner siebt, wirkt Blog.de an manchen Tagen wie ein Ramschladen für funktionale Analphabeten. Dann ist es mir peinlich, wenn das Teppichhaus dort auftaucht.

Nettesheim
Trösten Sie sich, an einem Kiosk hängt Ihre geliebte Süddeutsche auch neben der Bild oder der Super Ilu.

Trithemius
Ich verstehe überhaupt nicht, warum sich manche wie Schmocks verhalten. Es geht doch um nichts. Was nutzen einem 300 Seitenaufrufe, wenn man Textmüll produziert hat und folglich in den Kommentaren nur Textmüll zurückbekommt. Das ist die Entwertung der Schrift, die Vilém Flusser vorausgesehen hat.

Und wissen Sie, was ich besonders niedlich finde, Frau Nettesheim. Da gibt es schlichte Gemüter, die davon faseln, es gebe bei Texten keine Qualitätskriterien. So kann man sich natürlich von jeglicher Selbstkritik fernhalten.

Nettesheim
Das Schreiben am Computer verführt zu diesen Erscheinungen. Es geht zu leicht. Und indem man einem leichtfertig erzeugten Text per Mausklick eine gefällige Form geben kann, täuscht man sich und unaufmerksame Leser über die Dürftigkeit hinweg.

Trithemius
Ja, da wird die Schrift zur Hure. Als Schrift noch in Stein gemeißelt wurde oder in Holz geritzt, musste man sich jedes Wort sorgsam überlegen. Entsprechend groß war die Kraft, die von solchen Zeilen ausging.

Nettesheim
„Wert in Erz gegraben zu werden“, schrieb Kleist einmal über einen sinnigen Spruch. Was ich in den Blogs manchmal lese, würde ich nicht mal in Käse ritzen. Sehen Sie sich auch vor, Trithemius. Sie schreiben mal wieder zuviel. Da rutscht Ihnen so mancher Satz aus der Tastatur, den sie besser sofort gelöscht hätten.

Trithemius
Sie sind zu freundlich, Frau Nettesheim. Und Sie wissen wirklich, wie man sich beliebt bei mir macht. Ich muss doch auch ein bisschen experimentieren, um zu sehen, welche Möglichkeiten das Medium Blog bietet. Es ist schließlich eine völlig neue Form der schriftlichen Kommunikation.

Nettesheim
Wenn Sie es so sehen, dann seien Sie auch nicht so streng mit anderen. Jeder experimentiert nach seiner Fasson.

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17 Kommentare zu Mittagsplausch mit Frau Nettesheim

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