Abendbummel Online – Eine kurze Meldung

=> Hab heute wirklich gar nichts mitzuteilen, denn ich war zwar unterwegs, doch mit den Gedanken dauernd woanders. Was ist das nur, wenn man sich so in Gedanken verstrickt, gar gänzlich darin versinkt, dass man nicht einmal merkt, wo man geht und steht, bzw. rollt, denn ich war mit dem Rad unterwegs.

Was ist das? Welcher Virus fliegt einen an, wenn die Gedanken kreisen und kreisen. Es ist doch fruchtlos, wenn man ehrlich ist. Fruchtloses Grübeln. Ach, welch ein Graus ist der grübelnde Mensch.

=> Niemals grübelt der, der glücklich ist. Obwohl auch seine Gedanken kreisen. Denn er will den Moment gerne festhalten, der Glückliche.
„Bleib hier, Zeit, lass es langsam angehen!“

Doch was tut die Zeit dann? Sie rast. Die Zeit ist von Natur aus bockig. Wartest du, schleicht sie einfach dahin und bleibt zwischendurch sogar unschlüssig stehen und guckt dich blöde an. Bist du in den höchsten Wonnen, dann macht sich die Zeit davon, als wollte sie nichts mit deinen Wonnen zu tun haben.

Da könnte ich mich jetzt glatt in Rage schreiben über die Unverschämtheiten der Zeit.

=> Wenn wir Menschen nicht unter ihrer Fuchtel umherkreuchen würden, wer wüsste dann überhaupt was von ihr? Kein Aas würde sich drum kümmern, was Zeit ist. Dann könnte sie rasen oder stocken, wie sie wollte, es würde keiner merken. Also sind nur wir Menschen es, die der Zeit überhaupt Achtung verschaffen. Ich finde, wenn sie immer so bockig ist, sollte man sie einfach mal zur Strafe völlig ignorieren. Das mache ich jetzt. Während ich das hier schreibe, ist die Zeit mir schnurz und piepe. Das hat sie jetzt davon.

Doch ich wollte ja eigentlich über die Gedanken schreiben. Über ihren Hang zum Kreisen.

„Der Kopf ist rund, damit unsere Gedanken die Richtung wechseln können.“

… sagt der Surrealist Francis Picabia. Doch was hilft die Richtungsänderung, wenn die Gedanken immer in die gleiche Kreisbahn rutschen. Als hätte man tiefe Karrenspuren im Gehirn, aus der die Aufmerksamkeit einfach nicht herauskommt

Nur eines hilft wirklich: die Gedanken linear auszurichten. Tatsächlich ist das ein positiver Effekt des Schreibens. Hier müssen die Gedanken sich richten, müssen von A nach B, Buchstabe für Buchstabe, Wort für Wort, Zeile für Zeile. Immer schön geradeaus dem Thema nach, aber ein bisschen plötzlich!

=> Leider besagt eine journalistische Regel, dass es gut ist, am Schluss an den Anfang des Textes zurückzukehren. So bilden Anfang und Schluss eine Klammer um den Text. Geradezu notwendig ist diese Klammer bei der Stilform der Reportage. Denn wenn du jemanden gedanklich so weit in die Fremde führst, musst du ihn auch wieder nach Hause bringen.

Das mache ich jetzt. Ich bringe dich wieder nach Hause. Denn ich habe heute ja nichts mitzuteilen, wie ich am Anfang des Textes schon gesagt habe.

Fang von mir aus nochmal von vorne an. Ich höre hier jedenfalls auf.

Guten Abend

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