Ein Sonntagswort für Dich

Über großen Kummer und wie man ihn loswerden kann

Nur für Leute, die aus ihrem Kummer herauswollen. Für die ist es gedacht. Nicht für jene, die sich in ihrem Kummer wohl fühlen. Das ist auch eine Lebensweise. Ich kenne sie, denn ich habe sieben Jahre im Kummer gelebt.

Wer sich wohl fühlt in seinem Kummer, braucht hier nicht zu lesen. Denn irgendwann hört natürlich jeder Kummer mal auf. Dann hat man sich so sehr daran gewöhnt, dass man es gar nicht mehr als Kummer spürt, es sei denn, es käme neuer dazu.

Also: Für dich. Du willst nicht länger warten. Du willst ehrlich jetzt heraus aus deinem Kummer. Denn du spürst, da regt sich langsam deine Vernunft. Dein Selbsterhaltungstrieb, der klopft auch schon an. Er sagt: Was du mir antust, dulde ich nicht mehr lang. Denn sonst kannst du, mein lieber Freund, sehr bald das Schwarze Essbesteck holen und mit deinem Kummerpacken durch den Jordan waten. Und dein Gott, wenn du einen hast, wird dich fragen, was du mit deinen Talenten getan hast, die er dir gab. Du bist also einsichtig, willst dich nicht länger gegen deine Natur vergehen.

Eine Frage: Dein Kummer, wie schwer ist der, meine Liebe, mein Lieber? Wenn es genau umgekehrt wäre. Stell dir vor, dein Kummer wäre Freude und Lust. – Wie hoch würdest du springen? Würdest du abheben vielleicht, wenn dein Kummer sich auf der Stelle in Lust umwandeln würde? Würdest du schweben, und es würde dich auf Wolken tragen? Die pure Lebenslust wäre in dir und du fühltest dich eins mit der Natur und froh mit den Menschen?

Hör mal, ich muss dich jetzt leider wieder auf den Teppich holen. Doch es ist ein dicker Teppich; du fällst weich.

Dein Kummer ist groß, wenn sein Gegenteil dich schweben ließe. Das ist arg, sehr arg sogar. Doch du stehst hier auf einem weichen Teppich für ein Weilchen. Und am Ende vom Lied habe ich eine Waffe für dich, mit der du den Kummer vertreiben kannst, du wirst es sehen! Mit dem Kummer, das ist nämlich so. Du hast ihn und wirst ihn von selbst so bald nicht los. Du spürst ihn ja die ganze Zeit, du denkst immer wieder an deinen Kummer. Du hast sogar manchmal ein schlechtes Gewissen gegenüber deinem Kummer, wenn du ihn einmal nicht beachtet hast. So holst du deinen Kummer immerzu in die Gegenwart zurück, auch wenn der Grund für ihn schon weiter zurückliegt. Fast möchte man denken: Da ist kein Entkommen. Und gestern Nachmittag, als ich daran entlang dachte, da wusste ich tatsächlich keinen Rat.

Uff, das ist aber ein schweres Problem, dachte ich, dass du nicht genau sagen kannst, wie man ihn loswird, diesen Schelm. Ich selbst habe mich ja fast von meinem Kummer befreit. (Wer meine Wolfsburg-Notizen gelesen hat, die ich am Anfang schrieb, hat gesehen, wie groß mein Kummer war.) Doch jeder Fall ist anders gelagert. Ich suchte nach einem Mittel, das jedem hilft. Also ich fuhr mit dem Rad und dachte nach. Doch als ich nach Hause kam, wusste ich immer noch nicht, wie es gehen muss. Woher auch? Ich war ja mit mir allein gewesen und ich wusste es doch schon eben nicht.

Ja, und der Abend kam; ich schrieb ein paar Texte, doch mit dem Kummerproblem kam ich nicht weiter. Andere Gedanken dachte ich also; denn es hilft wenig, lange über einer Sache zu grübeln. Irgendwann dachte ich etwas ganz anderes. Ich dachte: Schreib doch mal den Menschen an, der nachts noch wach ist wie du. Frag mal, wie es geht, wie der Tag war und so. Das habe ich gemacht, bekam Antwort, schrieb zurück und hin und her. Und wie ich so las und dann wieder schrieb, da wusste ich plötzlich, wie es geht. Es kam nicht von mir – es kam von uns beiden. Versteht ihr, was ich da sagen will? Das Hin und Her der Gedanken durchs Netz, das hat die Lösung gefunden!

Du bist jetzt sicher ungeduldig. Ich soll es doch endlich verraten. Wie kannst du wieder hinauf auf die schöne Wolke? Was musst du tun, dass du manchmal fliegen kannst? Pass auf, jetzt kommt ein Wort, das ich erklären muss: Du brauchst ein ZIELBILD. Es reicht nicht, dass du dich morgens aufraffst, deinen Kummer nimmst und durchs Leben schlurfst. Du musst etwas machen, verstehst du? Du muss dir endlich ein vernünftiges Ziel suchen!

Stell dir einmal vor, was wäre, du hättest den schönsten Platz der Welt. Was wäre das für dich, sag! Gut. Den nehmen wir vorläufig, doch ich frage dich noch mal: Hast du vielleicht noch mehr davon? Hast du noch andere Ideen vielleicht, in denen du ein schönes Leben hättest? Kannst du sie einmal sammeln für dich?

Ich sage dir, wie ich es gemacht habe: Ich habe im Bett gelegen und gesponnen. Ich hab mir heut mal dies ausgedacht und was anderes dachte ich gestern. Da musste ich aufpassen, dass kein Ziel dabei war, das mir neuen Kummer gebracht hätte. Diese Ziele, die schädlichen, warf ich also wieder weg. Doch als ich mich für ein gutes Ziel entschieden hatte, das genau meinen Möglichkeiten entspricht, machte ich das: Ich malte mir mein Ziel in allen Farben aus, so prächtig, wie ich es konnte. Das hat großen Spaß gemacht. Ich habe mich immer wieder damit beschäftigt. Hab mir die rosa Wolke ausgemalt, und wie mein Leben wäre, wenn ich sie hätte.

Und dann habe ich mich umgeschaut, wo Werkzeug ist, damit ich es machen kann. Was muss ich können, wo muss ich mich schulen, zu welchen guten Menschen muss ich Kontakt halten? Wie viel Zeit kann ich auf mein Ziel verwenden? All diese Dinge also fragte ich mich, die man sich fragen muss für eine gute Sache. Das kann man sich alles im Kopf zurecht legen. Doch besser ist, man schreibt es sich auf: Sein Ziel und wie man es erreichen könnte. Wenn man das in einfachen Sätzen sagen kann – dann ist es gut. Ob dein Ziel eine kleine Sache ist oder eine große. Für dich muss es ein lohnendes Ziel sein. Doch es ist ein Trick dabei: Du musst es selbst können, hörst du? Wenn du auf andere hoffst, dann geht es nicht. Das kann jedes Kind verstehen.

Dieses Zielbild, mein Lieber, meine Liebe. Wenn du es einmal hast, es lässt dich nicht mehr los. Du nimmst es mit durch den Tag und denkst immer wieder daran. Dein Kummer wird unruhig, er grämt sich in Grund und Boden. Dann kann es passieren, dass er noch einmal stärker wird. Doch das ist nur eine Sorte „Erstverschlechterung“. Es geht vorüber, wenn du beharrlich kämpfst. Lass ihn noch einmal zu, deinen Kummer. Schau ihn dir in Ruhe an. Denn er kommt ja aus dir, es ist deine Kraft, die ihn nährt. Also musst du ihm noch einmal ein bisschen Achtung schenken.

Doch dann dreh dich um und geh auf dein Ziel los. Je mehr du vorangehst, desto schleppender kommt dein Kummer nach. Und bald bist du längst die nächste Ecke rum und kannst ihn gar nicht mehr sehen. Man kann meinen Kummer hier im Teppichhaus noch finden. Ganz hinten, irgendwo am Ende (oder am Anfang). Da habe ich noch Reste meines alten Kummers gelassen. Diese Reste tun jedoch kaum noch weh. So weiß ich, mein Kummer ist irgendwo hinter mir. Und so vergesse ich die Erfahrung nicht. Denn dann ist man wirklich klüger als zuvor und sagt sich: Das will ich nie mehr. Einen solchen Kummer will ich nicht mehr haben!

Ich werde die Kraft, die ich sonst dem Kummer schenkte, auf mein neues schönes Zielbild richten. So ist zum Beispiel mein Teppichhaus ganz freundlich. Es ist Licht, Platz und Luft darin für ein gutes Ziel. Wenn du es so ähnlich machst wie ich. Dann kannst du es erreichen, dein Ziel. Denn dein Kummer, der hat ein Gutes: Er hat dich schlau gemacht!

Nur noch ein Wort zu deinem neuen Ziel, zu der mächtigen Waffe gegen deinen alten Kummer: Nimm dir dein schönes Ziel vom Leben! Es steht dir zu. Du hast lange genug gelitten. Lass dir helfen, wo Hilfe gut ist, doch dann mach es selbst, dann erreichst du dein Ziel.

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