Philosophische Vitamine

Über den Lousberg gebummelt und für eine Weile ganz bei mir gewesen mit schöner Stille im Herzen. Ich saß auf einer Bank, schaute hinunter ins Tal der Soers und wünschte für eine Weile gar nichts. Eine Frau ging vorüber. Gut gekleidet, schönes Haar, nicht mehr jung und traurig. Sie sah mich zweimal an und ging langsam weiter. Für einen Augenblick dachte ich, sie zu fragen, ob sie Lust hätte auf ein Gespräch. Im Weitergehen strich sie mehrmals durch ihr Haar – ich glaube, sie hätte sich gefreut. Doch ich blieb sitzen, wollte meine innere Ruhe nicht aufgeben.
Oben sah ich sie wieder, und da kam auch eine andere, schmal und schwarz gekleidet, schwarzes kurzes Haar. Ihr Gesicht war voller Leid.
Und traurige einsame Männer begegneten mir.
Ich frage mich, woran es liegt, dass man am Sonntagnachmittag so viele einsame Menschen sieht. Jede, jeder einzelne wird Geschichten voller Enttäuschungen, Erinnerungen an Schicksalsschläge in sich tragen. Schwer an sich und seinem Leben tragen und sich fragen, warum gerade ich? Warum ist mir ein solches Schicksal zugedacht?
Wie groß ist das Ausmaß der eigenen Schuld? Was ist falsch gelaufen, wo habe ich versagt?

Ich glaube, diesen Gedanken muss man sich von der Backe putzen, wenn man nicht grob falsch gehandelt hat. Vieles von dem, was Menschen widerfährt, ist die Folge derzeitiger Lebensbedingungen. Die Schnelligkeit und Härte dieser Zeit trifft den Menschen hier und da, und wo er schwach ist, da wo seine offenen Flanken sind, da haut die Welt ihm manchmal rein. Einfach so, weil der Mensch gerade unglücklich stand.
Es ist falsch, die Schuld für eigenes Leid immer nur bei sich zu suchen.
Es hilft nicht, ständig mit sich zu hadern.
Zuerst muss man Frieden mit sich selbst machen. Wenn man traurig ist, muss fair zu sich sein und darf sich seiner Schwäche nicht schämen.

Fühlt man sich vom Leben hart geprüft, so soll man sich fragen, welchen Gewinn man daraus ziehen kann.
Stehst du noch? Dann halte den Kopf oben. Jede Krise trägt die Chance in sich, dass du wächst. Ohne Lebenskrisen wächst der Mensch gar nicht, er wird nur alt.
Doch man darf sich nicht in seinem Elend einrichten, sondern muss es als Prozess begreifen, mit einem Anfang und einem Ende. Sei du dir ein Freund, wenn das Leben nicht freundlich zu dir ist. Sei dir ein richtig guter Freund. Zerstöre dich nicht und schlucke nicht dauernd deinen Gram.
Sei heiter. Schau dir deine Not einmal von außen an. Schmunzele über dich, wenn dich etwas quält. Du bist ein Mensch, und die Natur hat dich mit Mitteln ausgestattet, Leid zu ertragen. Die Frage ist, ob du es dir schwer oder leicht machen willst.

Wenn du dir etwas dringend wünschst, was du nicht bekommen kannst, gleich wie groß dein Wünschen und Wollen ist, dann trete zurück und wünsche nicht weiter. Richte deinen Blick auf anderes. Wenn du zum ehrlichen Verzicht bereit bist, dann kann dein Wunsch sogar in Erfüllung gehen.
„Bewachtes Wasser kocht nicht“, und ebenso geht der bewachte Wunsch nicht in Erfüllung. Doch wenn hinter deinem Verzicht taktische Erwägungen stecken, funktioniert es nicht.

Warum kannst du dir etwas wünschen?
Weil du Hoffnung hast.
Doch Hoffnung ohne Glauben ist nichts.
Glaubst du nicht an einen Gott, glaube an die Kräfte der Natur.
Die Kräfte der Natur strömen aus dir herauf und werden gebündelt durch deinen formenden Geist. Schieb ihm nicht die Blockaden deiner Wünsche in den Weg! Wie Wasser sucht er seinen Lauf, wenn du kein Stauwerk errichtest. Darum gib dein Wollen auf.
Wenn deine Ziele lohnend sind, brauchst du nur zu lauschen. Dann wirst du das Richtige tun.
Richte also deinen Blick auf das Handeln in der Gegenwart und versuche es zu vervollkommnen im Augenblick. Dann werden die Dinge um dich herum sich zum Guten wenden!

Ich wünsche dir einen schönen Abend!

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